Parodontitis – von der Zahnfleischentzündung zur Zahnbettentzündung

Die Abbildung zeigt einen Zahn, der auf der linken Seite vollkommen gesund ist und auf der rechten Seite an einer Parodontitis erkrankt ist.

Eine Zahnbettentzündung – auch als Parodontitis oder Parodontose bekannt – ist eine bakterielle Erkrankung. Anders als bei der Gingivitis ist nicht nur das Zahnfleisch, sondern auch der Zahnhalteapparat entzündet. Im schlimmsten Fall können als Folge einzelne Zähne ausfallen.

Parodontitis als Folge einer Zahnfleischentzündung

Eine Frau zeigt ihr entzündetes Zahnfleisch.

Eine Zahnfleischentzündung – eine sogenannte Gingivitis – ist keine Seltenheit und trifft beinahe jeden Erwachsenen mindestens einmal im Leben. Sie entsteht bei ungenügender Mundhygiene. Bakterien setzen sich an den Zahnfleischsaum und können dort eine Entzündungsreaktion auslösen. Erste Anzeichen können Zahnfleischbluten und Mundgeruch sein.

In der Regel verläuft die Gingivitis harmlos und heilt durch eine verbesserte Zahn- und Mundpflege schnell wieder ab. Bleibt sie jedoch bestehen, kann sich daraus schleichend eine Parodontitis entwickeln.

Bei der Parodontitis gehen die Bakterien vom Zahnfleisch auf das Zahnbett über. Am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch sind natürlicherweise Zahnfleischtaschen vorhanden, die nur wenige Millimeter tief sind. In der Folge können sich die Zahnfleischtaschen vergrößern. Hierbei löst sich das Zahnfleisch stückweise vom Zahn und eine Tasche entsteht. Diese Furchen sind ideal für die Bakterien, da sie sich dort nahezu ungestört vermehren können. Zahnbüste und Zahnseide erreichen die Zahnfleischtaschen nicht.

Auch Essensreste, von denen sich die Bakterien ernähren können, bleiben in den Taschen hängen und bieten ihnen so optimale Lebensbedingungen. Die Bakterien dringen dann immer weiter in den Zahnhalteapparat vor. Schließlich können sie den Kieferknochen und das Zahnzement erreichen, angreifen und schädigen.

Zudem reagiert auch der Körper auf die Infektion mit unterschiedlichen Entzündungs- und Abwehrreaktionen, die der Abwehr der Bakterien dienen, aber auch den Körper angreifen und zu Knochenabbau führen. Die Folge: Die Zahnhaltefunktion kann nicht mehr ausgeübt werden und Zähne können ausfallen.

Ursachen und Risikofaktoren für Parodontitis

Die häufigste Ursache für eine Zahnbettentzündung ist neben genetischen Faktoren und anderen vorhandenen Allgemeinerkrankungen (zum Beispiel Diabetes) eine unzureichende Mundhygiene, aus der eine zu hohe Bakterienlast im Mund resultiert. In der Regel geht einer Parodontitis eine Zahnfleischentzündung voraus. Vermeiden Sie deshalb folgende Risikofaktoren:

  • Mangelhafte Mundhygiene: Reinigen Sie Ihre Zähne gründlich zweimal täglich, um Plaque und Speisereste zu entfernen – so beugen Sie auch Karies vor.
  • Ansteckung vermeiden: Es ist möglich, sich mit Paradontitis anzustecken. Vermeiden Sie daher das Teilen der Zahnbürste und essen Sie nicht mit demselben Besteck, wie Ihr Partner oder Kind.
  • Zahnstein: Sofern nötig, lassen Sie bei Ihrem Zahnarzt Zahnstein entfernen. Dieser entsteht, wenn Zahnbelag „verkalkt“. Dadurch bilden sich kleine Rillen, in denen Bakterien optimal haften bleiben.
  • Rauchen: 70 Prozent der Menschen, die an einer Parodontitis leiden, rauchen regelmäßig. Der Grund: Das Nikotin verschlechtert die Durchblutung, dadurch kann der Körper nur bedingt gegen Infektionen am Zahnfleisch vorgehen.

Daneben gibt es auch weitere Risikofaktoren, die schlechter zu beeinflussen sind:

  • Veranlagung: Häufig tritt Parodontitis mehrfach innerhalb einer Familie auf.
  • Hormonelle Schwankungen: In der Schwangerschaft und während der Pubertät steigt das Risiko für bakterielle Infektionen im Mundraum.
  • Vorerkrankungen: Manche Prädispositionen können das Risiko für eine Parodontitis ebenfalls erhöhen. Diabetes mellitus sorgt für eine schlechtere Durchblutung, was sich negativ auf die Abwehrkräfte auswirkt. Bei HIV ist das Immunsystem geschwächt und kann schlechter auf Infektionen reagieren.

Parodontitis – die Behandlung beim Zahnarzt

Das Bild zeigt die Hände eines Zahnarztes, der mit speziellem Werkzeug in der Mundhöhle eines Patienten arbeitet.

Vor der Behandlung steht die Diagnose. Ihr Zahnarzt kann zunächst mittels Parodontal Screening Index (PSI) feststellen, wie weit die Parodontitis fortgeschritten ist. Darüber hinaus werden Röntgenaufnahmen des Kiefers gemacht, um einen möglichen Knochenabbau festzustellen. Daraus lassen sich anschließend die Behandlungsschritte ableiten.

Bei der Behandlung einer Zahnbettentzündung gibt es je nach Schweregrad verschiedene Eskalationsstufen, zwischen denen der Zahnarzt wählen kann. Zu Beginn der Therapie wird normalerweise mit einer Basisbehandlung begonnen. Ist diese nicht ausreichend, können weitere Schritte, wie ein kleiner chirurgischer Eingriff, vorgenommen werden.

Vorrangige Ziele der Parodontitis-Behandlung sind, den Bakterienbefall einzugrenzen und somit auch die Entzündung des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparates zu stoppen und gleichzeitig das Gewebe zu erhalten.

Basisbehandlung bei Parodontitis

Zunächst müssen die Zähne und auch die Zahnfleischtaschen gereinigt und von Belägen befreit werden. Hierfür führt der Zahnarzt oder das geschulte Praxispersonal, oftmals eine Dentalhygienikerin, zunächst eine Basisbehandlung durch. Bei der sogenannten geschlossenen Kürettage ist oft eine örtliche Betäubung nötig. Dann entfernt der Zahnarzt/die Dentalhygienikerin die Beläge an den Zahnhälsen und dem Zahnfleisch manuell oder mit maschinellen Instrumenten (z. B. mit Ultraschall). Unter Umständen kommt auch ein Laser zum Einsatz. Hierbei gibt es unterschiedliche Systeme, die befallenes Gewebe entfernen können und auch solche, die antibakteriell wirken. Auch die Gabe von Antibiotika kann nötig sein. Häufig reicht diese Basisbehandlung schon aus, um das Fortschreiten der Infektion zu stoppen und Beschwerden zu reduzieren. Bei einer diagnostizierten Parodontitis ist es wichtig in kurzen regelmäßigen Abständen (ca. alle 3 Monate) sogenannte Recall-Termine zu vereinbaren.

Chirurgische Behandlung bei Parodontitis

Wenn die Parodontitis sehr aggressiv bzw. weit fortgeschritten ist oder die Entzündung mit der geschlossenen Parodontitis-Behandlung nicht vollständig aufgehalten werden konnte, ist eine offene Behandlung in Form eines operativen Eingriffs notwendig. Zunächst werden hierfür besonders tiefe Zahnfleischtaschen leicht geöffnet, sodass Bakterien direkt bekämpft und krankes Gewebe erkannt und entfernt werden können. Das Zahnfleisch kann dann wieder an den Zahn angelegt und mit einer chirurgischen Naht mit dem umliegenden Gewebe verbunden werden, damit sich in Zukunft bestenfalls weniger Bakterien anlagern können.

Sollte bereits der Zahnhalteapparat betroffen und der Halt der Zähne bedroht sein, kann eine Gewebetransplantation nötig sein. Das Gewebe kann hierfür entweder von der Schleimhaut am Gaumen des Patienten entnommen und verpflanzt werden. Es können auch sogenannte Verschiebelappen verwendet werden: Hierfür wird Gewebe des gesunden Zahnfleisches entnommen und auf die infizierte Stelle gelegt. Häufig werden beide Methoden kombiniert, um ein kosmetisch einwandfreies Bild zu erzielen.

Wurde der Knochen in Mitleidenschaft gezogen, kann dieser durch Knochengewebe des Patienten oder andere unterschiedliche Knochenersatzmaterialien ersetzt werden.

Mittlerweile gibt es viele erfolgversprechende Behandlungsmethoden, die je nach Ausprägung der Parodontitis angewandt werden können. Um einen Langzeiterfolg zu erzielen, ist nach der Behandlung durch den Zahnarzt die Mithilfe des Patienten gefragt: Denn nur durch eine gründliche Mundhygiene und Zahnpflege kann eine erneute Erkrankung verhindert werden.

Parodontitis vorbeugen

Ein Zahnbürstenhalter in Form eines Zahnes ist mit vier farbigen Zahnbürsten bestückt.

Damit eine Parodontitis-Behandlung oder ein chirurgischer Eingriff gar nicht erst notwendig werden, empfehlen sich entsprechende präventive Maßnahmen. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, einer Entzündung des Zahnbetts vorzubeugen:

  • Achten Sie auf eine regelmäßige und gründliche Zahnpflege, indem Sie morgens und abends Ihre Zähne putzen. Verwenden Sie einmal täglich Zahnseide oder Interdentalbürsten, um auch die Zahnzwischenräume zu reinigen. Zusätzlich empfiehlt sich die Anwendung einer Mundspülung, um die Bakterienlast in der Mundhöhle zu verringern.
  • Versuchen Sie, auf eine gesunde Ernährung zu achten, und vermeiden Sie den übermäßigen Konsum von zuckerhaltigen Getränken über den Tag verteilt. Naschen Sie im Idealfall direkt nach der Hauptmahlzeit, um den Bakterien nicht fortwährend neues Futter zu bieten.
  • Nehmen Sie die halbjährlichen Prophylaxe-Termine beim Zahnarzt wahr, damit eine Parodontitis schon im frühen Stadium erkannt werden kann.
  • Lassen Sie regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung (PZR) bei Ihrem Zahnarzt vornehmen. Bei der Behandlung werden die Zähne nicht nur gereinigt, sondern auch potenzielle Risiken aufgedeckt.
  • Versuchen Sie, den Nikotinkonsum einzugrenzen oder im Idealfall mit dem Rauchen aufzuhören. Das Risiko für Parodontitis ist bei Rauchern deutlich erhöht.
  • Wurde eine Parodontitis diagnostiziert, nehmen Sie die regelmäßigen Termine zur unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) wahr.

Die Bioniq® Repair-Zahncreme Zahnfleisch-Schutz schützt den Zahnfleischsaum vor Entzündungen:

Hydroxylapatit repariert mikroskopisch kleine Defekte im Zahnschmelz, wodurch Bakterien schlechter an der Zahnoberfläche haften können.
Lactoferrin entzieht den Plaque-Bakterien das lebensnotwendige Eisen.
Hyaluron unterstützt den Feuchtigkeitshaushalt im Mund und bildet mit dem Speichel eine zusätzliche Barriere gegenüber Bakterien.

Folgeerkrankungen bei Parodontitis

Bleibt die Parodontitis unbehandelt, kann dies neben einem möglichen Zahnverlust auch andere gefährliche Folge haben: Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt, da die Keime über die Blutbahnen bis zu den Herzkranzgefäßen vordringen können. Auch Atemwege können von den Erregern betroffen sein, die unter Umständen eine Lungenentzündung auslösen können.

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Dr. Frederic Meyer

Wissenschaftlich geprüft von:

Dr. Frederic Meyer
Senior Scientist
am 23.10.2023

Karoline Bauch

Redaktionell geprüft und bearbeitet von:

Karoline Bauch
Referentin Unternehmenskommunikation